Das man seiner Bauherrin oder seinem Bauherrn keinen Müll empfiehlt, ist doch normal. Und das ein Haus Schutz bietet, anstatt seine Bewohner zu vergiften, würde niemand so direkt zugeben.
Trotzdem ist das in der Baubranche weiterhin keine Seltenheit.
Als ich kürzlich einen Kindergarten energetisch beraten sollte, viel mir trotz der bunten Bemalung die Asbestfassade auf. Asbest ist nur das klassische Beispiel bei denen Architekten, Ingenieure und viele Baubeteiligte gesundheitsgefährdende oder auch einfach nur unangenehme Baustoffe in Betracht gezogen haben.
In der Gebäudetechnik gibt es kaum Hersteller von komplexen Anlagen, die die endlosen Lieferketten und die technischen Ansprüche auf Ihre rezyklierbarkeit prüfen. Das wurde mir gerade klar, als ich einen teuren Transformator von einem deutschen Hersteller kaufte der komplett mit Epoxidharz vergossen war. Kreislaufwirtschaft ein Fremdwort.
Reparieren unmöglich.
Der Elektroingenieur 😉
Aber auch wenn ich von der Sprengung von Betonbauwerken höre, wird mir angst und bange.
Wie sollen solche Bauwerke ohne solche Sprengstoffe zurückgebaut werden.
Auf einmal wird aus dem Bauwerk eine Einsturzgefahr. Man braucht sich nur die Bunker aus vergangenen Kriegen anschauen, dessen Betongewalten immer noch die Landschaft prägen.
Deswegen mache ich mir über die Ethik im Ingenieurwesen Gedanken. Hier ein erster Versuch einen Ingenieursethos zu formulieren.
Kurzform
7 Ein Inverkehrbringer (Hersteller/Händler) sollte sein Produkt jederzeit zurücknehmen wollen.
Langform der Ingenieurs Ethik
1 Ziel einer jeden Ingenieurstechnischen Entwicklung, ist eine positive Bereicherung für Mensch und Natur.
1.1 Eine Verbesserung auf negativem Niveau rechtfertigt kein in Verkehr bringen. Ein weniger schlechtes Produkt gilt nicht als Vermarktungsargument.
1.2 Der ethisch korrekte Ingenieur teilt sein Wissen zu Gunsten des Fortschritts. Wettbewerbsvorteile durch Geheimhaltung sind kontraproduktiv.
2 Ein umsichtiger Ingenieur empfiehlt seinem Auftraggeber kein Gift, welches Ihn seine Nachkommen oder dessen Lebensgrundlage gefährdet.
2.1 Technisch optimale und kostengünstige Gefahrstoffe mit hohem Nutzen rechtfertigen dessen Einsatz nicht, wenn von Ihnen eine Gefahr ausgeht. Der gewissenhafte Ingenieur forscht weiter, bis ein Mittel ohne Opfer gefunden wird. Ihm ist bewusst das hermetisch dicht ein zeitlicher Zustand ist und niemanden dauerhaft vor Gefahrstoffen schützen kann.
3 Mittelpunkt einer Ingenieursentwicklung ist der Nutzer, DER MENSCH. Dessen Kräfte und Dimensionen sollten Entwicklung angepasst sein.
3.1 Ein Element muss mit Menschenkraft beherrschbar sein. Der sortenreine Rückbau muss ohne Hilfsmittel möglich sein, die es in der Zukunft nicht mehr geben könnte.
3.2 Die Erhöhung der Leistungsdichte auf mehr als 100 Menschenstärken für gewinnorientierte Vermarktung unter Skalierung der Gewinne sollte für einen gewissenhaften Ingenieur keine Option sein. Die Begrenzung der Leistungsdicht dient dem Schutz des Menschen. (Die Energiedichten, die wir mit den Fossilen Energien zur Verfügung haben, kommen in der Natur nur selten beherrschbar vor)
3.3 Sollte ein Gefahrstoff zu einem wirtschaftlichen Marktvorteil mit vergleichbaren technischen werten entstehen, so ist eine Gefahren Bewertung vorzunehmen. Die Umweltfolgekosten sind mit einzupreisen.
3.4 Alle Stoffe, die der Mensch der Natur entnimmt, sollten auch an Ihrem neuen Bestimmungsort verweilen können. ERGO die verwendeten Stoffe sollten auch nach Projektaufgabe in einem menschlichen Zeitraum Nährstoff für die Natur sein können.
4 Ein vernünftiger Ingenieur empfiehlt seinen Auftraggebern keinen Müll, welcher zum Lebenszyklusende negative Konsequenzen wie Kosten oder Aufwand mit sich zieht.
5 Der rechtschaffene Ingenieur versucht sich nicht an übermäßiger Technik und dessen Undurchsichtigkeit zu bereichern.
5.1 Die wirtschaftliche Auswahl der Produkte ist zu betrachten. Die Qualität und die Langlebigkeit sollten höhere Herstellkosten rechtfertigen. Bei Budgetüberschreitung sollte Bescheidenheit einer Verkleinerung empfehlen.
6 Ein ethisch korrekter Ingenieur versucht die lieferketten der verwendeten Produkte kurz zu halten und dessen Auswirkungen abschätzen zu können.
6.1 Sollten Lieferketten und Umweltauswirkungen sowie soziale Ungerechtigkeiten nicht absehbar sein, sollten vertrauensvolle Alternativen gewählt werden.
7 Ein Inverkehrbringer (Hersteller/Händler) sollte sein Produkt jederzeit zurücknehmen wollen.
Fazit eines Ingenieur Ethos
Würde jeder Ingenieur nach ähnlichen Maximen handeln, wären die Umweltauswirkung und die Folgekosten geringer.
Das schöne an einem Ethos ist, dass man keine Gesetze mehr braucht und jeder umgehend mit der Umsetzung beginnen kann.
Ich werde meinen Bauherrinnen nach Möglichkeit keinen Müll empfehlen und auch keine Gifte in Verkehr bringen, wenn er nicht darauf besteht. Dafür Bilden wir uns Fort, hinterfragen Zusammenhänge kritisch und Informieren unsere Kunden über Gefahrstoffe.
Damit Sie das beste Ergebnis von uns erhalten.
Bitte ergänzen Sie fehlende Paragraphen in den Kommentaren
Hier eine interessanter Artikel des Vereins deutscher Ingenieure
Ethische Grundsätze des Ingenieurberufs | VDI
Einige Gefahrstoffe, die ungehemmt verwendet werden, finden Sie unter